Von Amsterdam bis Tallin: Umweltfreundlich und bequem – so wünscht sich die Mehrheit der Online-Shopper die Lieferung ihrer Pakete. Dass Umweltbewusstsein und kundenorientierte Lieferung kein Widerspruch sein muss, zeigen die nachhaltigen Konzepte von Carriern für die Zustellung auf der letzten Meile.
Das Weltwirtschaftsforum veröffentlichte im Januar 2020 eine Studie zur „Zukunft der Letzten-Meile-Services“. Laut der Studie wird die Nachfrage nach Letzte-Meile-Lieferungen in den Städten weltweit bis 2030 um 78 Prozent steigen. Diese Zunahme an Letzte-Meile- Diensten werde zudem dazu führen, dass im Jahr 2030 insgesamt 36 Prozent mehr Lieferfahrzeuge als 2019 auf den Straßen der weltweit 100 größten Städte unterwegs sein werden.
Alleine diese Zunahme der Fahrzeuge würde den CO 2 -Ausstoß um 6 Millionen Tonnen auf 25 Millionen Tonnen im Jahr 2030 erhöhen. Die Umstellung der Lieferflotten auf emissionsarme oder -freie Fahrzeuge könnte den erwarteten Anstieg der CO 2 -Emission auf der letzten Meile um bis zu 60 Prozent senken, wie die Autorinnen der Studie betonen.
Folgerichtig setzen Carrier weltweit auf emissionsfreie oder -ärmere Fahrzeugtypen. Der international agierende Carrier DPD ist beispielsweise in der Metropole Paris ausschließlich mit emissionsarmen Fahrzeugen unterwegs. In London will das Unternehmen bis Ende des Jahres seine Elektro-Flotte auf 278 E-Autos ausbauen. In Tallin mit rund 400.000 Einwohnern setzt das Unternehmen hingegen auf eine Mischung aus Packstationen und Lieferrobotern.
Nicht nur die Big Player nehmen sich des Themas „green delivery“ auf der letzten Liefermeile an. Der Carrier Quickpack nutzt aufgrund der geografischen Gegebenheiten in der Schweiz ausschließlich Elektroautos und verzichtet auf Fahrräder. Dass die Flotte aus rund 100 Fahrzeugen leise ist, ermögliche nach Unternehmensangaben zudem einen für die Nachbarn störungsfreien Versand in den Abendstunden. Letzterer Service wird angeboten, um Mehrfachanfahrten zu reduzieren.
Budbee, ein in Dänemark, Schweden und den Niederlanden tätiger Carrier, will seine Lieferflotte bis 2025 komplett auf Elektrofahrzeuge umstellen. Stuart, ein französischer Carrier, baut in den Großstädten auf unabhängige Fahrradkuriere, die sieben Tage die Woche sowie in den Abendstunden ausliefern und Pakete beim Endkunden auch wieder abholen.
Pick-up-Points in Läden oder Paketstationen bieten insbesondere für jüngere, mobile Kunden eine Alternative zur Lieferung an die Haustür. Paktstationen sind rund um die Uhr – 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche - nutzbar.
Wie genau sich die Nutzung von Paketstationen auf Umwelt und Verkehr auswirken, wollen Forschende des Instituts für Technische Logistik der TU Graz herausfinden. Das Institut hat Anfang des Jahres im Rahmen des Forschungsprojektes SoWAS („Skalierbares offenes Waren-Austausch-System“) eine offen nutzbare Paketstation für Gewerbetreibende wie Privatpersonen im Außenbereich des Campus Neue Technik der TU Graz in Betrieb genommen.
Bis Jahresende wollen die Forschenden anhand der Nutzungsdaten des Paket- und Warenübergabesystems dessen Effekte auf das Mobilitätsverhalten, auf Umwelt und Verkehr valuieren. Die Projektergebnisse könnten, so die Universität, für einen Ausbau eines Paketstationen-Netzwerks in Graz und weiteren Städten dienen.
Der Carrier Hermes etwa zeigt sich bereits jetzt von den Vorteilen von Pick-up-Paketshops überzeugt und arbeitete im Geschäftsjahr 2019/2020 in Europa mit einem Netzwerk von 44.600 Paketshops zusammen.
Die meisten Last-Mile-Carrier bauen auf eine schnelle und komfortable Endkundenkommunikation, um deren Bedürfnisse besser zu treffen und gleichzeitig die Lieferung effizienter und damit umweltfreundlicher zu gestalten.
Beim italienischen Anbieter Milkman etwa können Endkunden dank des Livetrackings der Liefernden sogar bis eine halbe Stunde vor dem angekündigten Liefertermin Ort und Zeitpunkt der Lieferung ändern. Der Carrier Budbee kündigt seinen Kunden in Schweden, den Niederlanden und Dänemark ein Zeitfenster von einer Stunde für die Lieferung an.
Zudem können die Kunden per App zwischen den Lieferoptionen „Klingeln“ und „Klopfen“ wählen. Ein Service, der sich vor allem an junge Eltern oder Pflegende richtet. Die französischen Carrier Stuart und Mr. Pasha liefern in Paris auch am Sonntagvormittag und in den Abendstunden der Werktage. Bei Mr. Pasha können die Kunden außerdem an einem Lieferzeitpunkt alle Pakete der Woche auf einen Schlag erhalten.
Auch Online-Shops setzen verstärkt auf nachhaltige Lieferkonzepte, um CO2 -Emissionen auf der letzten Meile zu reduzieren. Wie solche Lieferkonzepte aus Sicht von Online-Shops aussehen können, zeigen beispielsweise Foodspring und Asos. Foodspring vergrößert mit seiner direkten Kundenkommunikation und einem Echtzeittracking seine Chancen auf eine erfolgreiche erste Lieferung.
Auch Asos setzt auf die direkte Kundenkommunikation, um Lieferzeiten passgenauer festzulegen. Außerdem nutzt das Unternehmen den Service von Seven Senders, Sendungen zusammenzuführen und erst im Bestimmungsland an die Lieferpartner zu übergeben, sodass kein leerer LKW das Lager in Berlin verlässt. Um den CO2-Fußabdruck weiter zu reduzieren, hat das Unternehmen zudem auf papierlose Rücksendungen umgestellt.
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*Alle Prognosen aus der Studie beziehen sich auf Daten vor der Corona-Epidemie.